Beitrag von Peter Lotz, M.C.J. (NYU) Rechtsanwalt, Attorney-At-Law (N.Y.) MAYRFELD Rechtsanwälte & Attorneys-At-Law

Rechtsberatung als Investition – Warum kluge Unternehmen nicht am falschen Ende sparen

Rechtsberatung ist kein notwendiges Übel – im Gegenteil: Richtig eingesetzt, kann sie einen entscheidenden Beitrag zur Wertschöpfung und nachhaltigen Unternehmensentwicklung leisten. Unternehmen, die juristische Expertise frühzeitig und strategisch einbinden, sichern sich nicht nur rechtlich ab – sie schaffen wirtschaftlich messbare Werte. Wie jede intelligente Investition zahlt sich auch professionelle Rechtsberatung durch einen klaren Return on Investment (ROI) aus – ob im Rahmen der Gesamtstrategie oder bei gezielten Einzelvorhaben. Entscheidend ist der Perspektivwechsel: Weg vom reaktiven Krisenmanagement, hin zur proaktiven Gestaltung. Dort, wo unternehmerisches Denken auf juristische Präzision trifft, entstehen nicht nur Lösungen – sondern nachhaltige Mehrwerte.

Rechtsberatung wird oft als lästiger Kostenfaktor betrachtet. Vor allem unter Effizienzgesichtspunkten liegt der Gedanke nahe, sie auf das Nötigste zu reduzieren. Doch wer ROI rein rechnerisch als Gleichung von Ausgaben und Gewinnen betrachtet, unterschätzt die strategische Wirkung juristischer Beratung. Denn dieser Ansatz vernachlässigt, welchen Beitrag eine rechtlich abgesicherte Geschäftsgrundlage für nachhaltiges Wachstum leisten kann.

Professionelle Rechtsberatung ist kein reiner Kostenblock, sondern ein Gestaltungsinstrument: Sie sorgt für klare Vertragswerke, minimiert Risiken, unterstützt beim Aufbau tragfähiger Geschäftsmodelle und schützt das Unternehmen vor finanziellen Fehlentwicklungen. Kein innovatives Unternehmen würde ernsthaft auf Investitionen in Forschung und Entwicklung verzichten – warum also bei Rechtsberatung auf kurzsichtige Einsparung setzen?

Ein Beispiel zeigt die Wirkung: Die klassische ROI-Formel – Umsatzrendite mal Kapitalumschlag – profitiert stark von Effizienz. Doch was nützt ein schlankes Lager oder eine schnelle Lieferkette, wenn die vertraglichen Grundlagen lückenhaft sind? Erst durch fundierte juristische Verhandlungen und maßgeschneiderte Regelungen entstehen die Rahmenbedingungen, die operative Effizienz überhaupt erst ermöglichen. Wer Rechtsberatung als strategischen Hebel versteht, erschließt neue Potenziale – direkt sichtbar in den Kennzahlen.

Welche konkreten Hebel trägt Rechtsberatung zum ROI bei? Auch wenn eine vollständige betriebswirtschaftlich-juristische Analyse hier den Rahmen sprengt, lassen sich vier Kernbereiche identifizieren:

  • Vermeidung von Rechtsstreitigkeiten
  • Risikomanagement und Compliance
  • Schutz geistigen Eigentums
  • Beratung bei Unternehmensentwicklung und Transaktionen

Diese Felder mögen auf den ersten Blick abstrakt wirken. Deshalb lohnt sich ein Blick in die Praxis.

Juristische Begleitung entfaltet dann den größten Effekt, wenn sie frühzeitig und ganzheitlich eingebunden wird. In der Realität begegnen wir jedoch immer wieder typischen Fehlern, die Unternehmen teuer zu stehen kommen – Fehler, die sich durch vorausschauende Rechtsberatung leicht vermeiden ließen.

Ein Klassiker: Ein Unternehmen weiß, was es will – aber nicht unter welchen Bedingungen dies rechtssicher und wirtschaftliche tragfähig möglich ist. Oft fehlen konkrete Vorstellungen zu vertraglichen Anforderungen, rechtlicher Machbarkeit oder interner Befugnislage. Erfahrene Rechtsberater helfen hier nicht nur bei der Strukturierung, sondern übersetzen unternehmerische Ziele in klare, belastbare Rahmenbedingungen – sei es durch Term Sheets, rechtliche Leitlinien oder strategisches Sparring.

Manager sind Macher – sie handeln, entscheiden, treiben voran. Doch wer glaubt, Rechtsberatung lasse sich punktuell und “nach Bedarf” aus dem Backoffice hinzuschalten, irrt. Ohne vollständige Einbindung fehlt dem Berater oft der Überblick über geschäftliche Zusammenhänge, betriebswirtschaftliche Ziele oder Kommunikationsverläufe. Die Folge: Verträge, die nicht tragfähig sind, Risiken, die nicht erkannt werden – und ein ROI, der sich ins Negative verkehrt.

Flexibilität einscheint als eine der größten geschäftlichen Tugenden – aber nur, wenn sie nicht die Verbindlichkeit unterwandert. Ein übermäßiges Abweichen vom ursprünglich durchdachten Business Case – oft im vermeintlichen Geist der Flexibilität – kann die wirtschaftliche Tragfähigkeit eines Deals massiv gefährden. Gute Rechtsberatung ist hier das Korrektiv, das dafür sorgt, dass der rote Faden nicht verloren geht und Geschäftsziele auch vertraglich präzise abgebildet werden. Jede vom Rechtsberater aufgedeckte Konsistenzlücke ist hier Gold wert. Schlimmer, als keinen Vertrag zu haben ist es, im falschen Vertrag gebunden zu sein.

Manche Probleme werden einfach ignoriert – in der Hoffnung, sie verschwinden von selbst. Doch das Gegenteil ist der Fall: Verdeckte Risiken, unklare Spezifikationen, fehlende Absicherungen entpuppen sich als heimliche ROI-Killer. Controller erkennen diese Kosten oft schneller als die operativen Entscheider. Juristen bringen sie auf den Tisch – und liefern pragmatische Lösungen, bevor es zu finanziellen Schäden kommt.

Integrationsdefizite in der Vertrags- und Transaktionsgestaltung sollten in der heutigen Geschäftspraxis kein strukturelles Problem mehr darstellen. Jedoch stellen sich dem Berater nach wie vor Situationen unzureichender juristischer Abstimmung und mangelnder Berücksichtigung der Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Rechtsverhältnissen, wodurch potenzielle Auswirkungen auf das Unternehmen nicht vollständig antizipiert werden. Zu berücksichtigen ist auch, dass faktisch bestehende Optionen nicht zwangsläufig mit den rechtlichen Rahmenbedingungen vereinbar sind.

In komplexen Projekten greifen viele rechtliche Stränge ineinander. Wenn sie nicht sauber aufeinander abgestimmt sind, kann das zu Kollisionen führen – etwa bei IP-Rechten, Exklusivitätsvereinbarungen oder nicht abgestimmten Verpflichtungen. Wer seine juristischen Beziehungen nicht integriert denkt, riskiert strategische Blockaden, verschenkt Potenziale oder riskiert sogar Vertragsbrüche. Juristische Beratung sorgt hier für Klarheit – auch in der Tiefe.

Nach zähen Vertragsverhandlungen wird das Vertragswerk abgelegt – und dann gerne vergessen. Die Realität folgt wieder der alten Gewohnheit – und nicht dem Vertrag. Doch wenn getroffene Regelungen nicht gelebt werden, verliert der Vertrag seine Schutzwirkung und der mit dem Vertrag verbundene ROI ist Geschichte. Der Rechtsberater ist hier der Hüter des Business Case – nicht als Bremsklotz, sondern Garant für nachhaltigen Geschäftserfolg. Rechtsberatung hilft, Vereinbarungen auch wirksam zu machen – durch Prozessintegration, Kontrollmechanismen und konsequente Umsetzung. Das ist nicht mit mangelnder geschäftlicher Flexibilität zu verwechseln, sondern der störrischen Charaktereigenschaft des Business Case geschuldet, der einfach keinen ROI produzieren will, wenn seine Voraussetzungen nicht eingehalten werden.

Juristen vergleichen sich gerne mit Feuerwehr oder Notärzten – sie retten in letzter Sekunde. Der entscheidende Unterschied: Zum Arzt geht man, weil man krank geworden ist. Rechtsberatung nimmt man in Anspruch, um Leiden juristischer Natur gerade zu vermeiden. Der Nichteintritt eines Risikos ist ein echter, messbarer Vorteil – und damit auch ein Beitrag zum ROI.

Moderne Rechtsberatung geht über punktuelle Problemlösungen hinaus. Sie ist Teil der strategischen Unternehmensführung.

Sie dient der strategisch vorteilhaften Aufstellung des Unternehmens im Wettbewerb, der Schaffung eines nachhaltigen ROI durch rechtliche Absicherung des Geschäftsmodells und der für das Unternehmen wesentlichen Transaktionen. Intern erlaubt sie die Prüfung der rechtlichen Machbarkeit avisierter Geschäftsmodelle sowie die Etablierung eines rechtlich sensitiveren Willensbildungsprozesses. Idealerweise entfaltet Rechtsberatung nicht nur singulare Wirkung im individuellen Projekt, sondern ist skalierbar im Hinblick auf gleichartig gelagerte Fälle in der Zukunft. Sie fügt sich nahtlos ein in agile Prozesse und schafft durch die Implementierung einheitlicher Prozesse im Vertragsmanagement größere Effizienz

So entsteht ein nachhaltiger Effekt:

  • stabile, rechtlich gesicherte Geschäftsmodelle
  • ausgewogene Verträge mit Berücksichtigung potenzieller Folgekosten
  • präzisere Einschätzung und Selektion lukrativer Geschäftsoptionen
  • Vermeidung von Folgekosten durch rechtzeitige Identifikation rechtlicher Fallstricke
  • Stärkung unternehmerischer Resilienz bei gleichzeitiger Haftungsreduktion
  • effizienter Ressourceneinsatz durch optimiertes Vertragsmanagement

Diese Ergebnisse sind keine Wunschvorstellung. Sie sind das Ergebnis einer effektiven, unternehmerisch denkenden Rechtsberatung. Wo diese Wirkung ausbleibt, lohnt sich eine kritische Reflexion über Art, Umfang – und Anbieter – der Dienstleistung. Wer nur auf den Preis blickt, verkennt oft den Wert. Ein Oberklassewagen wird nicht wegen seines Preises gekauft, sondern wegen der versprochenen Leistung. Das gilt auch für juristische Beratung.

Rechtsberatung wird dann zur Investition, wenn sie nicht nur inhaltlich, sondern auch strukturell richtig eingebunden ist. Dazu gehört ein professioneller Umgang mit dem Berater. Juristen sind auf vollständige Informationen angewiesen. Wer ihnen frühzeitig Zugang verschafft, ermöglicht fundierte Beratung. Wer sie nur selektiv oder spät einbezieht, riskiert unvollständige Ergebnisse – und vergeudet Honorar.

Wirtschaftlich sinnvoll ist ein transparentes Monitoring: regelmäßige Abrechnungen mit nachvollziehbaren Tätigkeitsberichten, Aufwandseinschätzungen und klaren Kommunikationsstrukturen. Auch Rechtsberater arbeiten mit Deadlines – diese können und sollten vereinbart werden. Sie schaffen Planungssicherheit und fördern die Effizienz auf beiden Seiten.

Rechtsberatung sollte nicht isoliert am Einzelfall kleben. Unsere Antwort darauf heißt MAYRFELD 360 – ein Beratungsansatz, der den konkreten Fall zum Ausgangspunkt strategischer Weiterentwicklung macht:

Unsere Kontextberatung versteht die Einzelfallberatung als Ausgangspunkt für die Entwicklung skalierbarer Strategien, schlanker Prozesse und verlässlicher Strukturen. Wir analysieren, was ein Unternehmen rechtlich und wirtschaftlich wirklich braucht und hinterfragen, wie Sie Ihre Geschäftsbeziehungen und internen Prozesse so gestalten können, dass Rechtssicherheit, Effizienz und Wertschöpfung Hand in Hand gehen. Dabei binden wir Ihre Fachabteilungen gezielt ein und denken rechtliche Beratung immer auch als Impuls für:

  • interne Prozessoptimierung,
  • smarteres Vertragsmanagement,
  • und nachhaltige Geschäftsentwicklung.

So wird aus punktueller Rechtsberatung ein systemischer Mehrwert – und aus einem Kostenfaktor eine Investition in Wachstum, Sicherheit und einen echten Return on Legal Investment.

 

 

Dieser Artikel enthält lediglich allgemeine Erwägungen zum beschriebenen Thema und stellt weder Rechtsberatung noch ein Angebot auf Erbringung von rechtlicher oder anderer Beratung dar. Durch das Besuchen dieser Webseite wird kein Mandatsverhältnis begründet. Die Bezeichnung “MAYRFELD” bezieht sich stets auf die MAYRFELD Rechtsanwälte PartG mbB. Die Bezeichnung “Partner” bezieht sich stets auf die Gesellschafter von MAYRFELD. Die  Haftung für diesen Artikel oder dessen Inhalts sämtlicher für MAYRFELD handelnden Personen, ganz gleich ob als Partner, Gesellschafter, Angestellter oder Berater ist ausgeschlossen. Dieser Artikel dient lediglich der Information über bestimmte Rechtsentwicklungen. Er enthält keine vollständige Analyse der jeweiligen Rechtslage und stellt keine rechtlich verbindliche Stellungnahme von MAYRFELD zur Rechtslage dar. Die Beantwortung von Fragen zur Rechtslage kann nur im Rahmen eines konkreten Mandatsverhältnisses erfolgen.

Weitere Informationen über MAYRFELD erhalten Sie unter www.mayrfeld.com.

Über den Autor Peter Lotz, M.C.J. (NYU) Rechtsanwalt, Attorney-At-Law (N.Y.) MAYRFELD Rechtsanwälte & Attorneys-At-Law
Peter Lotz ist Partner bei MAYRFELD. Er berät seit über 20 Jahren sowohl Fortune 500 als auch mittelständische Unternehmen aus dem In- und Ausland insbesondere im Zusammenhang mit der grenzüberschreitenden Entwicklung, Akquisition, Lizenzierung und Kommerzialisierung von neuartigen Technologien.
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