Beitrag von Peter Lotz, M.C.J. (NYU) Rechtsanwalt, Attorney-At-Law (N.Y.) MAYRFELD Rechtsanwälte & Attorneys-At-Law

Ein Wegweiser für internationale Rechtsangelegenheiten.

Wer sich ins internationale Geschäft oder in grenzüberschreitende Rechtsfragen begibt, muss oft komplexe fremde Rechtssysteme durchdringen. Ob bei der Expansion eines Unternehmens, in Rechtsstreitigkeiten oder bei regulatorischen Themen – die Wahl des richtigen lokalen Rechtsbeistands ist entscheidend. Dieser Leitfaden soll helfen, einen kompetenten und verlässlichen Partner vor Ort zu finden, der Ihre Interessen bestmöglich schützt.

Die Wahl des richtigen Local Counsel ist keine bloße Formalität – sie ist eine Kunst.

Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Fall vor rund 20 Jahren: Ich musste einen Local Counsel in einem Land finden, in dem meine damalige Kanzlei kein Büro hatte. Ich tastete mich voran – viele Telefonate, viele Fragezeichen, bis ich schließlich ein kleines, agiles Team fand. Nicht zu groß, um zur Konkurrenz zu werden, aber erfahren genug, um mein Vertrauen zu gewinnen. Alle Partner waren in New York zugelassen, lieferten hochqualitative Arbeit auf Englisch und brachten die Disziplin großer Kanzleien mit. Es fühlte sich an, als hätte ich in einer fremden Stadt ein vertrautes Gesicht entdeckt.

Diese Erfahrung hat mich geprägt. Jahre später nannte mich ein General Counsel eines Fortune-500-Unternehmens, für den ich lokal tätig war, seine „Augen und Ohren“ vor Ort. Seitdem suche ich nach lokalen Kollegen, die genau das tun: ihre Augen und Ohren in ihrem Land für meinen Mandanten offen halten. Denn wenn es darum geht, einen Mandanten in unbekanntem Terrain zu schützen, ist Vertrauen kein Bonus – es ist ein Muss.

Die Auswahl eines lokalen Partners ist keine Nebensache, sondern die Suche nach einem echten Teamplayer – jemandem, der sich als Teil Ihres Beratungsteams versteht und nicht bloß als Übersetzer des lokalen Rechts.

Soft Skills sind harte Währung im internationalen Kontext. Sie brauchen jemanden, der nicht nur fachlich exzellent ist, sondern auch professionell auftritt, Fristen einhält, Vertraulichkeit wahrt und nicht improvisiert, wenn Präzision gefragt ist.

Loyalität ist essenziell. Sie suchen keine Kanzlei mit primären Expansionsplänen, sondern einen Verbündeten. Transparenz, Zuverlässigkeit und Einsatz für den gemeinsamen Erfolg – das sind die Grundpfeiler guter Zusammenarbeit.

Vielleicht klingt es trivial, aber Aufmerksamkeit ist für mich eine Schlüsselqualität. Ein guter lokaler Partner ist Ihr Radar und hält für sie seine “Augen und Ohren offen” – nicht nur bei gesetzlichen Änderungen, sondern auch bei den feinen Nuancen im lokalen Geschäftsbetrieb Ihres Mandanten. Manchmal sind es nicht die großen Warnsignale, sondern die kleinen Dinge, die den Unterschied machen.

Rechtskonformität ist keine Einheitslösung. Ein guter Berater beschränkt sich nicht darauf, zu sagen, was nicht geht – er hilft Ihnen, herauszufinden, wie es geht. Das erfordert Kreativität und ein tiefes Verständnis der Regeln vor Ort sowie von globalen Standards.

Kulturelle Kompetenz ist ebenso entscheidend. Was in New York überzeugt, kann in Tokio völlig fehl am Platz sein. Ihr lokaler Rechtsbeistand muss kulturelle Brücken bauen – und zwar mit juristischem Gespür.

Ich persönlich suche oft jemanden, der meine Perspektive kennt – idealerweise jemanden, der selbst schon einmal auf ausländische Beratung angewiesen war. Eine juristische Ausbildung in zwei Rechtssystemen ist ein echtes Plus. Perfekt ist es, wenn Ihr lokaler Partner auch in Ihrem Rechtskreis studiert oder gearbeitet hat.

Und natürlich gilt: Kommunikation ist alles. Ihr lokaler Berater sollte sowohl in der Landessprache als auch in Englisch (oder Ihrer Hauptsprache) absolut fließend sein. Es geht nicht nur ums Verstehen – es geht darum, komplexe Zusammenhänge klar und ohne Missverständnisse zu vermitteln.

Verzeichnisse oder Empfehlungen von Botschaften sind ein guter Anfang – mehr aber auch nicht.

Ich nutze eine eher unkonventionelle, aber bewährte Methode: den “Stallgeruch“. Damit meine ich gemeinsame Wurzeln. Jemand, der in einer internationalen Großkanzlei ausgebildet wurde. Jemand, der nicht nur Ihre Sprache spricht, sondern auch Ihre Denkweise teilt. Letztlich muss auch das Bauchgefühl stimmen – aber vor allem geht es um gemeinsame Werte und Erwartungen. Ihre Mandanten haben vielleicht andere Bedürfnisse, aber ein gleichgesinnter Kollege passt meist gut ins Team.

Sprechen Sie mit Kollegen und Kolleginnen. Holen Sie Empfehlungen ein. Und wenn Sie eine Shortlist haben, prüfen Sie selbst. Auch wenn ich einen Namen aus einem Verzeichnis ziehe, hole ich mir immer eine zweite Meinung ein. Insbesondere Boutique-Kanzleien können starke Partner sein – flexibel, fokussiert und oft frei von Interessenkonflikten.

Sobald Sie jemanden gefunden haben, lehnen Sie sich nicht zurück – ganz im Gegenteil. Ihre Rolle bleibt zentral: Sie koordinieren die Kommunikation, liefern Hintergrundinformationen und sorgen dafür, dass alle am selben Strang ziehen.

Definieren Sie Rollen klar. Gehen Sie nicht davon aus, dass Ihr lokaler Partner das Gesamtbild kennt – geben Sie Kontext, Ziele und klare Rahmenbedingungen. Vertrauen ist wichtig, aber bei entscheidenden Punkten gilt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Ein guter Berater schätzt diese Form der Zusammenarbeit.

Der Glaube, das eigene Rechtssystem sei der Goldstandard und alle anderen Jurisdiktionen lediglich Varianten davon, führt schnell in die Sackgasse – oder schlimmer.

Vermeiden Sie es, Ihren lokalen Berater nur als Übersetzer zu sehen. Sein echter Wert liegt in der Analyse, dem Mitdenken und dem Vorschlagen tragfähiger, rechtskonformer Lösungen.

Auch die Kosten können ggf. zur Herausforderung werden. Aber doppelte Arbeit ist nicht die Lösung. Konzentrieren Sie sich auf die Kernfragen, die wirklich lokale Expertise erfordern – und überlassen Sie Ihrem Local Counsel den Rest.

Und nicht zu vergessen: fremde Rechtssysteme bieten oft ungeahnte Chancen. Was in Ihrem Heimatland unmöglich scheint, kann vor Ort durchaus machbar sein. Sehen Sie fremde Rechtssysteme nicht als Hürde, sondern als Möglichkeit zur Innovation.

Die Wahl des richtigen lokalen Beraters geht weit über juristische Absicherung hinaus. Es geht um Vertrauen, Kommunikation und gemeinsame Ziele.

Ich hoffe, diese Gedanken helfen Ihnen bei Ihrer nächsten Suche nach einem Partner, der für Sie “Augen und Ohren” in seinem Land offen hält. Und wenn Ihr Weg Sie einmal nach Deutschland führt, zeige ich Ihnen gern, warum MAYRFELD sich als zuverlässiger Partner internationaler Kanzleien und Mandanten bewährt hat.

Denn am Ende beginnt jede erfolgreiche rechtliche Reise im Ausland wie so vieles mit dem richtigen Begleiter.

 

 

Dieser Artikel enthält lediglich allgemeine Erwägungen zum beschriebenen Thema und stellt weder Rechtsberatung noch ein Angebot auf Erbringung von rechtlicher oder anderer Beratung dar. Durch das Besuchen dieser Webseite wird kein Mandatsverhältnis begründet. Die Bezeichnung “MAYRFELD” bezieht sich stets auf die MAYRFELD Rechtsanwälte PartG mbB. Die Bezeichnung “Partner” bezieht sich stets auf die Gesellschafter der MAYRFELD Rechtsanwälte PartG mbB. Die  Haftung für diesen Artikel oder dessen Inhalts sämtlicher für MAYRFELD handelnden Personen, ganz gleich ob als Gesellschafter, Angestellter oder Berater ist ausgeschlossen. Dieser Artikel dient lediglich der Information über bestimmte Rechtsentwicklungen. Er enthält keine vollständige Analyse der jeweiligen Rechtslage und stellt keine rechtlich verbindliche Stellungnahme von MAYRFELD zur Rechtslage dar. Die Beantwortung von Fragen zur Rechtslage kann nur im Rahmen eines konkreten Mandatsverhältnisses erfolgen.

Weitere Informationen über MAYRFELD erhalten Sie unter www.mayrfeld.com.

Über den Autor Peter Lotz, M.C.J. (NYU) Rechtsanwalt, Attorney-At-Law (N.Y.) MAYRFELD Rechtsanwälte & Attorneys-At-Law
Peter Lotz ist Partner bei MAYRFELD. Er berät seit über 20 Jahren sowohl Fortune 500 als auch mittelständische Unternehmen aus dem In- und Ausland insbesondere im Zusammenhang mit der grenzüberschreitenden Entwicklung, Akquisition, Lizenzierung und Kommerzialisierung von neuartigen Technologien.
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